»Sänger und Songwriter werden von ihren Plattenfirmen fortwährend unglücklich gehalten, damit sie schaurigschöne Lieder schreiben«, vermutete ein befreundeter Musiker einmal. Entweder diese Theorie ist zutreffend oder die Zauberschwedin Lykke Li trägt den Weltherzschmerz in ihrem Inneren mit sich herum und hat in den vergangenen Jahren einen Ozean mit ihren Tränen gefüllt. Anders kann ich mir die berührende Tiefe ihres neuen Albums I Never Learn nicht erklären. Die LP bildet zugleich den Abschluss der Coming-of-Age-Trilogie der 28-jährigen Indie-Pop-Prinzessin über »eine Frau in ihren Zwanzigern, die auf der Suche nach Liebe und sich selbst ist«. 2008 begann der musikalische Epos mit Youth Novels und wurde 2011 mit Wounded Rhymes fortgesetzt.
Spätestens seit ihrem Super-Sommer-oder-sogar-Jahres-Hit I Follow Rivers 2011 ist die zarte Schwedin fast jedem ein Begriff. Dass sie mehr kann, als Flüssen folgen und mit ihren Pop-Klängen bis heute spätestens beim Einsatz des Refrains »I I Follow I Follow You« meinen Allerwertesten zum Wackeln zu bringen, zeigt I Never Learn einmal mehr. Ein bisschen Eighties-Retro-Power, ein bisschen Gitarren-Piano-Pop, doch oft nur der Einsatz einer Akustik-Gitarre: Zerbrechliche Klänge und die zarte Stimme erzählen mit bewegenden jedoch niemals schnulzigen Worten von der Liebe, ihrem Verlust und der Frage, ob man jemals vor Liebeskummer gefeit ist. Natürlich nicht. Spätestens seit auch das Fernsehen zugibt, dass selbst toughen und schein-resistenten Menschen wie Barney Stinson das Herz gebrochen werden kann, weiß nicht nur Lykke Li: »I Never Learn.«
Als Südskandinavierin ergreifen mich besonders die Texte der Sängerin. Da uns Nordlichtern stets eine gewisse Distanziertheit und Unterkühltheit nachgesagt wird, die sich auch bei mir selbst darin äußerst, dass ich stets dazu neige, emotionale Belange und nahegehende Herzensangelegenheiten so rational wie möglich abzuhandeln, verzaubert mich die Art und Weise, mit denen Lykke Lis Worte auf dem schmalen Seil zwischen verletzlich und gefühlvoll auf der einen Seite und stark und autark auf der anderen balanciert, ohne sich je mit ihren sanften Klängen in die Kitschecke zu verirren. Hier könnt ihr reinhören und euch selbst überzeugen.
Auf der Suche nach der Liebe, die uns Menschen eint, bleibt mir als blonde Kühle, die ihr Inneres nur sehr ungern nach Außen trägt, mit Lykke Lis Worten zu wünschen:
Even though it hurts, even though it scars
Love me when it storms, love me when I fall
Every time it breaks, every time its torn
Love me like I’m not made of stone: